Rehfelder Runde 1- 2021

28. 08. 2021

(KG) Unser Thema: Unser Wald – Opfer ungebremsten Zuzugs hatte über 30 Rehfelder so interessiert, dass die wegen Corona nur begrenzte Kapazität des Bürgersaals gut ausgenutzt war. Geladen als Sprecher waren Steffen Hunger als Vorsitzender des Ortsentwicklungsausschusses, Kathrin Krupski als Vertreterin der Grünen in der Gemeindevertretung und Thomas Pietschmann, Leiter der Oberförsterei Strausberg. Frau Andreas vom Fachbereich Bauverwaltung/Umwelt im Amt Märkische Schweiz war leider verhindert.

Den Anstoß zur Diskussion hatten eine Reihe von Rehfeldern gegeben, die sich angesichts der in letzter Zeit stark fortschreitenden Abholzungsmaßnahmen besonders im Bereich Goethestraße und Waldstraße große Sorgen um ihre grüne Umwelt machen, deretwegen sie sich eigentlich vor Jahren in Rehfelde, dem „Grünen Tor zur Märkischen Schweiz“ angesiedelt hatten. Dabei sind „Entgrünungen“ in größerem Stil in Rehfelde nicht neu. Man denke an die Fuchsbergstraße; an das Areal an der Elsholzstraße oder an das an der Clara-Zetkin-Straße.  Offensichtlich liegt hier ein Konflikt vor zwischen dem Interesse der jetzigen Bewohner am Erhalt und, wenn möglich, sogar an der Erweiterung des Baumbestandes wie etwa im Projekt „Bürgerpark“ an der Blumenstraße, und dem Druck von Immobilienentwicklern und Eigenheimbauern, immer weitere Parzellen als Bauland zu nutzen und dabei sozusagen als „Kollateralschaden“ den Baumbestand zu dezimieren.  Auch an die Fällungen der großen alten Bäume auf den Dorfangern von Werder und Zinndorf wegen der neuen Feuerwehrgebäude wurde erinnert; oder die Fällungen durchaus gesunden alten Baumbestands entlang der Thälmannstraße bis hin nach Herrensee; entlang der Chaussee nach Rehfelde - Dorf usw.

Die Erwartung der Bürger, so machten die Fragen und Beiträge aus der Versammlung klar, ist, dass dieser „Raubbau“ gestoppt wird und bei den Entscheidern in den Bürgervertretungen und im Amt das Interesse am Gemeinwohl durch Naturerhalt und Naturpflege das Interesse einzelner Hausbauer und vor allem das Kapitalinteresse der Entwickler überwiegt.

Steffen Hunger machte klar, das man sich in der Gemeindevertretung des Problems bewusst sei und, gemeinsam mit dem Amt Märkische Schweiz, die bis vor kurzem noch allzu großzügige Einstellung gegenüber der Immobilienentwicklung auf Kosten der Bewaldung geändert habe.  Dass dahinter auch ernste Probleme mit der Entwicklung der Infrastruktur Rehfeldes sichtbar seien, die den ungebremsten Zuzug jedenfalls in naher Zukunft ausbremsen.

Allerdings seien die politischen Instrumente wie vor allem der Flächennutzungsplan oder auch eine Baumschutzverordnung, auf die Kathrin Krupski unter anderem näher einging, oder die Waldschutzgesetzgebung, zu der Herr Pietschmann im Detail vortrug, vielfach nicht ausreichend. Was etwa als Wald definiert wird und unter das Gesetz fällt, muss berücksichtigt werden; auch dass Gesetzgeber wie Gemeindevertreter und Förster nicht als „Verbieter“ auftreten können und wollen, sondern Freiräume zum eigenverantwortlichen Handeln lassen.

Dass diese Handlungsoption dann vielfach rücksichtslos ausgenutzt wird im Eigennutz bis hin zur Komplettversiegelung eigentlich offen zu haltender Flächen oder zur Abholzung alten Baumbestandes gegen einen (auch finanziell) eher bescheidenen Ersatz an anderer Stelle, ist die negative Seite der Freiheit. Ein unlösbares Problem bestehe natürlich auch, wenn im alten Flächennutzungsplan (FNP) eine Fläche als Bauland ausgewiesen worden sei. Verbotsinstrumente greifen dann nicht, sondern man könne nur noch an den guten Willen appellieren. Zur umfassenden Kontrolle aller Maßnahmen seien die Verwaltungen, ob Forst, Amt oder Gemeinde, schon personell nicht in der Lage.

 

Weitere Probleme, etwa die Baumfällungen an den Kreis- und Landstraßen, fallen erst gar nicht in die Zuständigkeit von Gemeinde und Amt. Dr. Gamerschlag gab abschließend zu bedenken, ob man sich nicht vorstellen könne, zusätzlich zum Flächennutzungsplan einen Dorfentwicklungsplan bzw. daraus abgeleitet eine Dorfentwicklungssatzung mit Bürger- und Expertenbeteiligung zu erstellen, die ein wirkungsvolleres Instrumentarium als der FNP darstellen könne. Mehr Bürgerbeteiligung, auch auf der Ebene der Gemeindeausschüsse, so die einhellige Meinung der Referenten und der Referentin, sei ohnehin dringend nötig.

 

Die nächste „Runde“ soll das Thema „Wasser“ behandeln. Termin: 24.11. 2021.

 

Bild zur Meldung: Rehfelder Runde 1- 2021