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Die Mühle in Werder

Zum ersten Mal wird eine Mühle in Werder  1375, im „Landbuch“ Kaiser Karls IV., erwähnt, - zusammen mit der Werderschen Kirche, dem Wirtshaus (Krug), dem Dorfbürgermeister (Schulze), und dem damalig größten Landbesitzer, der Familie von Klebzig. Immer wieder tauchen auch in den späteren Jahrhunderten die Werdersche Mühle bzw. der oder die Müller in den Dokumenten auf, - weil sie wichtige Einrichtungen bzw. Personen des öffentlichen Lebens waren, Sie waren durch besondere „Hoheitsrechte“ bzw. „Regalien“ geschützt (Mühlenrechte  mit „Mühlenfrieden“, „Mühlenbann“, Mühlengerechtigkeit“, „Mühlenzwang). Und sie waren in einer eigenen Zunft organisiert, die auch die Entwicklung regelrechter „Dynastien“ zur Folge haben konnte, - wie etwa die der Jenigkes von Garzau im 18.Jhdt. oder die der  Schroocks von Werder und Garzau im 18. und 19. Jhdt.

Bau und Betrieb einer Mühle hingen eng zusammen mit den Wasserrechten und wurden nur im „Patronatssystem“ politischer und finanzieller Beziehungen vergeben. Denn die Müller waren bzw. wurden gewöhnlich und sprichwörtlich reich . Ein Beispiel: 1787 kaufte Müller Schroock die Garzauer Mühle für 2435 Taler, die genau 100 Jahre zuvor noch für 247 Taler den Besitzer gewechselt hatte ! Natürlich wurde solcher Handel von den „Habenichtsen“ negative gesehen, und die Müller wurden häufig angefeindet als Betrüger, Beutelschneider, reiche Wichtigtuer usw. Man lese einmal deutsche Märchen im Hinblick auf diese ebenso geachtete wie gefürchtete und verspottete Zunft der Wohlhabenden.

Die Ordensleute aus dem  für Werder und seine Nachbarorte zuständigen Kloster Zinna mit ihrem hoch entwickelten Sinn für die Grundlagen  einer funktionierenden Landwirtschaft waren sicherlich diejenigen, die den Bau einer ersten Mühle in ihrem Werderschen Besitz in Auftrag gaben.  So hatten es auch die Zisterzienser des Klosters Lehnin für das kleine Zwillingsstädtchen Cölln-Berlin und die umliegenden Dörfer wie etwa Celendorpe (1375 erste Windmühle bezeugt) gemacht. 19 Mühlen in und um Berlin waren etwa um 1375 bereits Betriebe von Lehnin und brachten dem dortigen Kloster ein jährliches Einkommen von geschätzt 100 Gulden, - den Müllern das 3-4fache. Noch heute erinnern mehr als zwanzig Berliner Straßennamen an die alten Mühlenstandorte.

Der Standort der ersten Werderschen Mühle des 14.Jahrhunderts dürfte aus rein technischen Gründen, da es sich um eine Wassermühle gehandelt haben wird, über fast 600 Jahre bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts identisch geblieben sein, nämlich ca. 900 Meter westlich der Kirche, bzw. 600 Meter außerhalb des alten Dorfes am „Mühlenfließ“ mit Mühlenteich. „Entfernt liegende Wassermühle“ beschreibt sie ein Dokument aus dem Jahre 1801. Dies ist im Übrigen durchaus üblich. Die Müller betrieben ihr Gewerbe und wohnten fast immer außerhalb der Dorfgemeinschaft an Standorten, die für ihre Anlagen (Wasser / Wind) am günstigsten waren. Innerhalb der Dörfer war das nur relativ selten der Fall. Ihnen wurden deshalb auch häufig unheimliche Märchen angedichtet: sie konnten Wind- und Wassergeister für sich arbeiten lassen oder hatten einen goldenen Drachen, der ihnen all ihre goldenen Taler verschaffte.

Der Werdersche Müller Michel Jenigke, so listet eine Übersicht wenige Jahre nach dem Ende des 30jährigen Krieges (1652) auf, der auch das Dorf Werder zum Teil „wüst“ gelegt hat , ist zu dieser Zeit bereits  „Erbmüller mit 7 ½ Mg Heideland“. D.h. er braucht sich, anders als ein „Pachtmüller“, nicht mehr periodisch um sein Mahlrecht und neue Pacht zu bewerben. Vermutlich hat es sich immer um eine Getreidemühle mit 1 Gang gehandelt, auch wenn die erste Bezeugung der „Eingängigkeit“ erst aus dem Jahre 1745, und das verarbeitete Produkt Getreide erst 1860 bezeugt sind. Die Konstruktionen und Standorte solcher traditioneller technischer Wasserbauwerke sind, anders als Windmühlen, recht veränderungsresistent.

Die technischen Revolutionen des 19.Jahrhunderts machten die Mühlen sowohl von der Wasserkraft als auch von der Windkraft unabhängig. Sie industrialisierten das Mühlenwesen und machten dann schließlich in den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts den weiteren Betrieb so unrentabel, dass die Werdersche Mühle wie die meisten Wind- und Wassermühlen in Deutschland und Europa aufgegeben wurde.

Nach der Straßenverlegung der Zinndorfer Chaussee mitten durch den einstigen Mühlenteich, und dem damit einher gehenden Abriss und Neubau der meisten zur Mühle gehörigen Gebäude in den 30er Jahren des 20. .Jahrhunderts ist das einstige Mühlenanwesen heute nur noch zu erahnen.

Leider ist die Dokumentation der Müllerfamilien für Werder nicht so vollständig wie etwa diejenige für Garzau. Wir wissen jedoch wenigstens von einigen von ihnen zumindest die Namen. So etwa den des Werderschen „Erbmüllers“ von 1652, Michel Jenigke (oder Janicke), zu der Zeit 36 Jahre alt und entstammend  einer Müllerdynastie, der später die Papenmühle in Freienwalde und die Ragöser Mühle bei Chorin ebenfalls gehörte; oder von dem Nachfolger der Jenigkes, dem Werderschen Mühlenmeister Johann Christian Schroock, der 1787 die Garzauer Wassermühle für 2435 Taler 11 Groschen und 10 Pfennige von der Familie Preuße zu seiner Werderschen Mühle hinzukaufte In seinem Familienbesitz blieb diese Garzauer Mahlmühle (auch Schneidemühle ab 1832) bis zu ihrer Auflösung fast 100 Jahre später im Jahre 1880. Am Weg von Garzau nach Werder stand bis 1926 im Übrigen noch eine 1815 erbaute Windmühle.

 

Internetbeitrag von Kurt Gamerschlag,  Werder im Januar 2018