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Allgemeines zur slawischen Besiedlung

Aus der Besiedlungsgeschichte des Niederbarnim

 

1. aus:  Bausteine zu einer Geschichte des Barnim sowie seiner Dörfer Petershagen und Eggersdorf Chronik nach den Quellen von   Alexander Giertz  Pfarrer  (1901 -1905)

 

(Auszug zur Slawischen Besiedlung)

 

1. Theil: Geschichte. X 1232. Kapitel 2

"Im Gewirr der Völkerwanderung verschwinden die märkischen Semnonen als Volk und die Wenden, ein Zweig des großen slavischen Volksstammes, wandern in unsere Gebiete ein - mit dieser nichtgermanischen heidnischen Wendenzeit fällt die Eisenzeit für die Mark Brandenburg wesentlich zusammen. Wann aber diese slavische Einwanderung eigentlich geschehen ist, läßt sich beim Mangel sicherer geschichtlicher und ethnologischer Nachrichten bis jetzt nicht genau nachweisen.

Langsam und allmählich rücken sie in unsere durch die Völkerwanderung fast entleerten Landestheile ein, die wahrscheinlich zurückgebliebenen schwachen germanischen Bevölkerungsreste unterjochend. Aber diese Fremden, welche nun mehr Herren unserer Gegend werden, sind nicht im Stande, das alte germanische Heidenthum gänzlich zu verwischen; denn die alten germanischen Stammesverschiedenheiten zeigen sich noch heut in den beträchtlich untereinander abweichenden deutschen Dialekten, welche auch die einstigen Grenzen einschlossen; ferner aber hat trotz der Wendenherrschaft die ebenso streng lokalisierte heidnischgermanische Göttersage sich innerhalb unserer Mark bis auf den heutigen Tag erhalten. Nur hierin kann auch die Erklärung für die Thatsache liegen, daß später die Mark so überaus rasch wieder deutsch wurde. Die deutschen Einwanderer fanden Nachkommen der einstigen deutschen Besitzer vor, die sich neben den Wenden und unter ihnen als Deutsche erhalten hatten.

Nachdem die slavische Einwanderung geschehen, finden wir zwischen Oder und Elbe die wendischen Lutitzer oder Wilzen sitzen, welche also auch unsere Gegend inne haben, einen sehr streitbaren Volksstamm. Sehr wahrscheinlich verstanden die Wenden die Bereitung des Eisens und die Anfertigung von Geräth aller Art von diesem Metall aus den deutschen Grenzmarken floß ihnen Eisengeräthin Masse zu, namentlich Waffen, deren Verkauf an die Wenden sogar Karl der Große verbietet. Anfangs scheinen der Leichenbrand und die Beisetzung der Todtenurnen im natürlichen Boden, und zwar meist in sanften Höhenzügen nahe beifließendem Wasser oder großen Landseen belegen, zu überwiegen. Es ist aber auch die Beisetzung unverbrannter Leichen nachgewiesen, welche in deß wie es scheint verschieden von dem Brauch der germanischen Bronzezeitohne Errichtung großer Steingräber zumeist entweder in Erdhügeln oder in beziehentlich nahe bei Urnenfriedhöfen erfolgte. Letztere Weise mag bereits den Einfluß des Christenthums zuzuschreiben sein, wie man denn manche noch jetzt vorhandenen christlichen Kirchhöfe auf wendischen Urnenfriedhöfen, christliche Kirchen und Kapellen auf der Stelle heidnisch wendischer Opferplätze oder Tempel stehen.

Eine besondere Kunstfertigkeit ist weder in den metallenen, noch in den aus Horn oder Knochen gefertigten Geräthen oder in den thönernen Geräthschaften der wendischen Eisenzeit nachweisbar. In der deutscherseits gerühmten zierlichen Holzschnitzerei der Wenden ist uns nichts erhalten worden. Obwohl bereits bei den Wenden der Gebrauch der Töpferscheibe nicht selten nachzuweisen ist, erscheinen die henkellosen Gefäße noch in der Regel plump geformt, schlecht gebrannt, grob und dickwandig; die Eleganz der germanischen Bronzezeit, namentlich der sog. ostgermanischen Periode, fehlt durchaus.

Von der Beschaffenheit der wendischen Mark Brandenburg in der Eisenzeit, von der Unwegsamkeit des Landes und seinen ungeheuren Wäldern, den gefährlichen Wäldern, den gefährlichen Sümpfen und dem elenden Zustande der Wohnungen erzählen Urkunden des 10 und 12. Jhdts., welche fast wörtlich mit den römischen Schilderungen Germaniens in der Bronzezeit übereinstimmen. Dennoch furchte der Haken des fleißigen wendischen Bauern mehr Schollen zu Ackerland, als die der unruhige und Jagd liebende Germane gethan hatte. Auch blühten Handel und Wandel, vorzüglich vom 9. - 11. Jhdt. unter den Wenden der Mark. Wenige Meilen von unserer Nordgrenze lag die weltberühmte Handelsstadt Julin oder Jumneta, das sagenreiche Vineta in der Nähe des heutigen Wollin auf Pfahlbauten in der Dievenow angelegt. Die Bevölkerung ist bereits seßhaft geworden und hat Neigung größere enggeschlossene Gemeinwesen zu bilden, wie sich dies in der Gestaltung der wendischen Dörfer zeigt. Während die Germanen die zerstreute Lage der Gehöfte vorzogen, hatten die Wenden wirkliche Dörfer in Hufeisen oder Kreisform, deren Gehöfte dicht aneinander stießen. Mit dieser Form stehen auch die bekannten Burgwälle und Pfahlbauten im Zusammenhang. Die meisten unserer Burgwälle und sind Rundlinge wendischen Ursprungs und dienten hauptsächlich drei Zwecken: den Fürsten (Krolen, Knesen und Szupanen) als Wohnstätten, so dann zur Deckung und Sperrung wichtiger Pässe und Flußübergänge, endlich als Zufluchts-und Verteidigungsplätze (Bemerkung: Fluchtburgen) in unruhigen Zeiten. Die Burgwälle letzterer Bestimmung sind die zahlreichsten; sie nahmen die Weiber und Kinder, die kostbarste Habe und das Vieh während der Kriegsläufe in sich auf. Die wendischen Burgwälle sind aus Erde aufgeschüttet, entweder mit künstlichen Gräben versehen, oder in der Mehrzahl direkt in Sümpfen oder Seen angelegt, sei es auf einer natürlichen Bodenerhebung, sei es auf einen Pfahlrost oder einem Packwerk aus Baumstämmen und Zweigen, welches mit Steinen beschwert, den eigentlichen Wall trägt und in dessen Innerm über dem höchsten Grundwasserstande trockenen Boden gewährt. Hand in Hand gehen hiermit die eigentlichen Pfahlbauten, menschliche Wohnstätten, die in Seen und Sümpfen auf eingerammten Pfählen und auf Planken angelegt sind; für die Mark gehörten sie vermuthlich sämmtlich der späteren wendischen Eisenzeit an. Von dergleichen Wohnsitze konnte der Wende seiner Lieblingsbeschäftigung, den Fischfange, am bequemsten nachgehen. Burgwall und Pfahlbau stehen somit in innigster Wechselbeziehung beiden  Wenden. Der spätere deutsche Eroberer besetzte und behielt den alten wendischen Burgwall und Pfahlbau bei.

Hier errichtete der Feudalherr seine Burg, die wendischen Wälle als Grundlage oder als Vertheidigungsmittel seines auf Feldsteinen aufgemauerten Wohnhauses benutzend. Aus den größeren Burgwällen oder im Schutz der selben entwickelten sich die ersten christlichen Städte der Mark, vor deren Thronen am Wasser auf dem Pfahlbau in den Kietzen die alte wendische Fischerbevölkerung sich, von der deutschen Bevölkerung verachtet, in gewisser Selbstverständlichkeit erhielt."

 

2. aus:  Strausberg - Stadtgeschichtlicher Überblick von den Anfängen bis 1771 von Dr. Rolf Barthel 1985

 

Die Slawen waren die nächste größere Bevölkerungsgruppe, die unseren Raum besiedelte. Seit dem 6. Jh. wanderten sie von Osten her ein. Im Gamengrund zwischen Gielsdorf und Hirschfelde lagen zwei größere Siedlungen der älterslawischen Zeit; bei Waldsieversdorf entstand (vermutlich im 7. Jh.) eine große Volksburg und im Forst Altlandsberg eine mittelgroße Burg. In der Nähe der Burg Garzin fanden sich Siedlungen sowohl aus älteren als auch aus jüngerslawischer Zeit. Zur Gemarkung Strausberg gehört der sogenannte Burgwall bei der Spitzmühle, eine nur leicht befestigte jüngerslawische Siedlung auf einem Sandhorst in der ehemals sumpfigen Niederung zwischen Bötz- und Fängersee. Da der Hügel zu einem großen Teil abgetragen wurde, sind nur noch Reste davon erhalten.

 

Slawenwall Spitzmühle

Wall in Spitzmühle

Burgwall bei der Spitzmühle  Meßtischaufnahme 1870/71 slawische Burgwall in Spitzmühle

 

Eigenartigerweise wurden am Straussee und in dessen näheren Umgebung bisher noch keine slawischen Funde gemacht, obwohl sie nach den Gegebenheiten des Geländes eigentlich zu erwarten wären.

Die Slawen lebten von Ackerbau und Viehhaltung; die Haushalts- und Wirtschaftsgeräte stellte anfangs wohl jede Familie selbst her. In der jüngerslawischen Zeit (im 11. Und 12. Jh. ) wurde das gesellschaftliche Leben in zunehmendem Maße von frühfeudalen Zügen geprägt. Das politische Machtzentrum für unseren Raum war die Burg Köpenick, wo in der zweiten Hälfte des 12. Jh. der Fürst Jaxa eigene Münzen mit seinem Namen prägen ließ. Daraus lässt sich schließen, dass auch Handelsbeziehungen schon vorhanden waren. Diese eigenständige Ausbildung einer entwickelten Feudalgesellschaft wurde durch die deutsche Ostexpansion abgebrochen. Die slawische Bevölkerung wurde später in die deutschen Dörfer umgesiedelt, sie nahmen an der weiteren Rodung und Erschließung des Landes teil und ging in den verschiedenen Schichten der feudalabhängigen Bauernschaft auf. Vereinzelt scheinen slawische Adlige auch in die deutsche Feudalklasse aufgenommen worden zu sein.


Link zu Slawische Burgwälle in der Region